Es liegt was in der Luft

Wie Algen, Moose und Flechten an unsere Fassaden kommen.
Von Univ. Prof. Dr. Katja Sterflinger – Geomikrobiologin

Algen, Moose und Flechten sowie Pilze und Bakterien besiedeln die Oberflächen von Naturstein, Putz, Oberflächenbeschichtungen (Farbe), Beton und sogar Glasscheiben und Metallgegenstände. Sie bilden dunkelgrüne, braune sowie schwarze Beläge und Krusten. Die Verfärbungen der Oberflächen werden als unschön wahrgenommen, die Oberflächen wirken „schmutzig“ und somit wird die Verfärbung von Fassaden, Balustraden, Fensterbänken und Bodenbelägen als ästhetischer Mangel betrachtet.

 Wo aber kommen diese Organismen her? Warum halten sie sich so hartnäckig und warum kommen diese nach einer Reinigung und Oberflächenbehandlung oft schon nach wenigen Wochen oder Monaten wieder? Um dies zu verstehen, muss man zum einen die Evolutionsgeschichte dieser Organismen aber auch ihre Lebensweise (Ökologie) kennen. Die Entwicklung von Mikroorganismen auf dieser Erde geht bereits ca. 3,8 Milliarden Jahre zurück: Erste grüne Bakterien, so genannte Cyanobakterien, entwickelten sich bereits vor 3,2 Milliarden Jahren, Pilze und Algen folgten vor etwa 2,5 Milliarden Jahren – höhere Pflanzen haben sich dagegen von etwa 500 Millionen Jahren entwickelt und der Mensch folgte erst vor 7 Millionen Jahren. Während der langen Evolutionszeit von Bakterien und Algen haben sich die Umweltbedingungen auf der Erde stark geändert: die Temperatur war zunächst sehr hoch und sank im Lauf der Zeit, die Gaszusammensetzung der Atmosphäre änderte sich drastisch und der Wechsel vom Leben im Wasser zum Leben am Land wurde vollzogen. Das bedeutet die Mikroorgansimen haben in den 3.8 Milliarden Jahren „gelernt“ sich an sehr viele verschiedene Umweltbedingungen anzupassen. Sie können bei niedrigen Temperaturen ebenso wie bei hohen Temperaturen und in der prallen Sonne wachsen, sie können lange Phasen von Trockenheit überdauern ohne abzusterben, sie haben Mechanismen entwickelt sich mit dicken Schleimschichten (extrazelluläre Polymere) vor der Austrocknung und sogar vor Giftstoffen zu schützen und manche Bakterien und Pilze bilden Sporen, die über Jahrzehnte in Staub und Schmutz überdauern können und bei geeigneten Bedingungen (Feuchtigkeit) wieder zu wachsen beginnen. Cyanobakterien, Algen und Moose benötigen darüber hinaus keine organische Nahrung für ihr Wachstum. Sie betreiben ebenso wie die höheren Pflanzen Photosynthese und benötigen lediglich Wasser, Licht und Luft. 

In der Natur kommen Mikroorganismen aufgrund ihrer enormen Anpassungsfähigkeit an sehr vielen Extremstandorten vor: Sie bilden Krusten auf den Gesteinen in Alpinen Regionen, sie wachsen auf Gesteinen der Arktis und Antarktis bei extremer Kälte und hoher UV Strahlung und sogar in heißen Wüstengebieten wie der Atacama Wüste in Chile oder dem Negev sind Gesteinsoberflächen von Pilzen, Flechten und Algen besiedelt 

FAZIT

-MIKROORGANISMEN WIE CYANOBAKTERIEN,ALGEN,PILZE UND FLECHTEN SIND AUFGRUND IHRER EVOLUTIONSGESCHICHTE AN SEHR VIELE VERSCHIEDENE UND SEHR EXTREME STANDORTE ANGEPASST!

-DIE BESIEDLUNG VON NATURSTEIN ABER AUCH VON PUTZ,ANSTRICHENODERBETON IST EIN NATÜRLICHER GEOLOGISCHER UND MIKROBIOLOGISCHER PROZESS!